Wilhelm
Anderle

 

9. Mai 1904 in Wien

†  9. Mai 1986 in Bad Hofgastein

 

Wilhelm Anderle wurde am 9. Mai 1904 in Wien geboren. Er kam als Vierjähriger nach Bad Hofgastein, weil sein Vater, Adolf Anderle, an das Gericht in Gastein versetzt worden war.

Am 5. November 1936 heirateten Wilhelm Anderle und Maria Margarete Wollenberg. Sie war nach dem Ersten Weltkrieg aus Straßburg ins Gasteinertal gekommen. In Gastein hatte sie Wilhelm Anderle kennengelernt, der als Schilehrer arbeitete.

Wilhelm Anderle war hauptberuflich Gendarmerie-Hauptwachtmeister der Reserve in St. Johann im Pongau (von 1939 bis 1945 hieß der Ort Markt Pongau). Er war – wie Kaspar Wind, Alois Buder und andere – Abnehmer von Fleisch, das Karl Rupitsch ohne Genehmigung geschlachtet hatte. Nach der Flucht Karl Rupitschs aus dem Gefängnis (Dezember 1943) soll Wilhelm Anderle Mitglieder der Wenger Widerstandsgruppe über bevorstehende Fahndungen informiert haben.

Wilhelm Anderle wurde am 11. Juli 1944 von den Gestapo-Beamten Georg König und Josef Erdmann verhaftet und in das Polizeigefängnis Salzburg überstellt. Dort war Wilhelm Anderle vier Monate lang der Gewalttätigkeit des Georg König ausgeliefert. Bei einer Gegenüberstellung mit Kaspar Wind sah Wilhelm Anderle dessen Gesicht, das bis zur Unkenntlichkeit „wie ein Fleischpatzen“ so zugerichtet war, dass Kaspar Wind die geschwollenen Augen nicht mehr öffnen konnte. Um weiteren unerträglichen Vernehmungen zu entgehen, bat Wilhelm Anderle, an das SS-Gericht übergeben zu werden. Dieser Bitte wurde stattgegeben. Wilhelm Anderle musste im Haus der Natur in Salzburg Zwangsarbeit verrichten und überlebte eine SS-Strafkompanie.

Nach dem Krieg musste Wilhelm Anderles Frau Maria als Reichsdeutsche nach Deutschland übersiedeln, ihr Mann begleitete sie. Später kehrten Wilhelm und Maria Anderle nach Gastein zurück, wo Wilhelm Anderle ein Taxiunternehmen betrieb.

Nach einem kürzeren Aufenthalt in München lebten Wilhelm und Maria Anderle bis zum Tod in Bad Hofgastein. Die Tochter sagte, ihr Vater habe wenig erzählt, nur immer wieder betont, dass es nichts Schrecklicheres als den Krieg gebe.

Wilhelm Anderle starb am 9. Mai 1986 in Bad Hofgastein.


Quellen: Telefonische Auskunft an Michael Mooslechner von Frau Lechner, Gemeinde Bad Hofgastein, am 20. Jänner 2016, Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Salzburger Landesarchiv,