STOLPERSTEINE
für Goldegg

Eine kurze Chronologie

Basierend auf einer Initiative von Judith Forthuber, wurde im "Verein der Freunde des Deserteursdenkmal in Goldegg" im Frühjahr 2023 eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung des Projektes „Stolpersteinweg in Goldegg“ gegründet.

Der Vorstand des Vereins hat dieses Anliegen in die Gespräche mit dem Goldegger Bürgermeister Hannes Rainer eingebracht und das Projekt in einem gemeinsamen Treffen beim Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer vorgestellt. Der Landeshauptmann damals (an den Bürgermeister gerichtet) wörtlich: „Dafür werden wir ein Platzerl finden“.

Ein von der Arbeitsgruppe im Oktober organisiertes Gespräch mit dem Bürgermeister verlief überaus konstruktiv und führte letztlich zur einstimmigen Beschlussfassung im Goldegger Gemeinderat.

Als Ort für die Verlegung der Stolpersteine wurde der Eingang zum Schloß Goldegg vereinbart: Ein Platz wie er würdiger nicht sein könnte.


Medienberichte

Stolpersteine kommen ins Schloss Goldegg - SN vom 23.11.2023

“Spurwechsel in der Erinnerungskultur” - Leserbrief - PN vom 23.11.2023

Neue Wege in der Erinnerungskultur im Pongauer Goldegg - Standard vom 23.11.2023

KURZBIOGRAFIEN

Für folgende 5 Frauen
werden 2024 in Goldegg
Stolpersteine verlegt:

Bammer Margarethe, geb. Mair 
Maria Etzer, geb. Höller 
Maria Hölzl, verh. Andexer 
Theresia Kössner, geb. Eder,
nachmalig verh. Hochleitner 
Cäcilia Pfeiffenberger 

Bammer Margarethe, geb. Mair 
(7.8.1922 – 25.2.2016)

Margarethe Bammer wurde am 7. August 1922 in Goldegg geboren. Sie hatte den fahnenflüchtigen Franz Unterkirchner öfters verpflegt und wurde deshalb am 27. Juli 1944 von SS-Leuten verhaftet und zum Gendarmerieposten Lend eskortiert. Dort wurde sie vom Gestapo-Beamten König verhört und misshandelt. Sie musste 3 Tage im Gemeindearrest Lend verbleiben und wurde dann in das Polizeigefängnis nach Salzburg überstellt. Von dort wurde Margarethe Bammer am 27. August 1944 gemeinsam mit den anderen Goldegger Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht. In Ravensbrück wurde sie am 28. April 1945 befreit und kehrte am 14. Juni 1945 in ihre Heimat Goldegg-Weng zurück. 

Maria Etzer, geb. Höller 
(28.7.1890 – 21.10.1960)

Maria Etzer wurde als uneheliche Tochter der Dienstmagd Regina Höller in Taxenbach geboren. Sie heiratete 1911 den Bauernsohn Johann Evangelist Etzer aus St. Georgen i. Pzg. Zusammen erwarben sie das Lehengut am Buchberg. Maria Etzer hat neun Kinder geboren, vier Töchter blieben am Leben, ein Sohn ist 1941 in Russland gefallen. Aufgrund ihres katholischen Glaubens war sie – im Gegensatz zu ihren Kindern – immer und vehement gegen das Hitler-Regime. 1925 Witwe geworden, bewirtschaftete Maria Etzer das Lehengut fortan allein. Auf Grund einer Denunziation wurde die Unbescholtene am 24. 3. 1943 vom Landgericht (Sondergericht) Salzburg wegen des Verbrechens der Wehrkraftzersetzung (Verbotener Umgang mit Kriegsgefangenen) zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie kam daraufhin ins Frauenzuchthaus Aichach und in dessen Außenkommando Ingolstadt, wo sie körperlich und seelisch schwere Schikanen erlitt. Am 12. April 1945 wurde sie bedingt entlassen und kehrte nicht mehr auf ihren Bauernhof in Goldegg zurück.

Maria Etzer wurde vom Landesgericht für Strafsachen Wien vollständig rehabilitiert: Ihr „Dissens mit der NS-Ideologie war den Machthabern ein Dorn im Auge und wurde schon als Form des Widerstands angesehen.“ (Beschluss 18.9.2018) 

Maria Hölzl, verh. Andexer 
(16.2.1921 – 7.8.1998)

Maria Hölzl wurde am 16. Februar 1921 in Goldegg geboren. Sie arbeitete als Dienstmagd beim Gut Mitterbichl in Goldegg-Weng und war Sennerin auf diversen Almen. Am 29. April 1941 gebar sie Tochter Brigitte, der Vater war Karl Rupitsch. Nachdem sich Rupitsch im Dezember 1943 in die Wälder und Almen um Goldegg zurückgezogen hatte, versorgte ihn Maria Hölzl mit Essen und Zigaretten. Sie stand mit den Deserteuren in Verbindung und warnte diese, wenn Verfolgung drohte. Maria Hölzl wurde am 2. Juli 1944 verhaftet und mit den anderen Goldeggerinnen und Goldeggern mit einem Autobus in das Polizeigefängnis Salzburg gebracht. Am 27. August 1944 wurde sie mit ihren Leidensgenossinnen über Leipzig in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Da sie mit ihrer zweiten Tochter Gertrude schwanger war, durfte Maria Hölzl gemeinsam mit der ebenfalls schwangeren Theresia Kössner am 4. Oktober 1944 das KZ verlassen und nach Goldegg zurückkehren. 

Theresia Kössner, geb. Eder, nachmalig verheiratete Hochleitner 
(18.11.1921 – 16.6.1977)

Theresia Eder wurde am 18. November 1921 in Eschenau, Taxenbach geboren. Am 29. November 1941 heiratete sie Georg Kössner, Bauer zu Trog in Goldegg-Weng. Theresia Kössner wurde während des „Sturm“ am 2. Juli 1944 verhaftet und in das Polizeigefangenenhaus nach Salzburg gebracht. Sie hatte ihren Mann während seiner Fahnenflucht ständig unterstützt. Vom 27. August 1944 an wurde die Trog Bäuerin im Konzentrationslager Ravensbrück interniert. Sie war allerdings schwanger und wurde deshalb am 4. Oktober 1944 wieder in das Polizeigefängnis Salzburg überstellt. Von dort wurde sie zum Zweck der Geburt ihres vierten Kindes am 24. Oktober 1944 nach Hause entlassen. Einen Tag nach der Geburt ihres Sohnes Christian wurde Ehemann Georg „Schorsch“ Kössner am 8. März 1945 in Glanegg bei Salzburg erschossen. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete die Witwe Theresia Kössner ein zweites Mal. Die Hochzeit mit Johann Hochleitner, Sohn vom Unterdorfgut, wurde am 30. Juni 1949 gefeiert. Am 16. Juni 1977 starb Theresia Hochleitner, die in ihren zwei Ehen siebzehn Kinder geboren hat. 

Cäcilia Pfeiffenberger 
(7.4.1900 – April 1941)

Cäcilia Pfeiffenberger lebte bis zu ihrer Überstellung in die Landesheilanstalt Salzburg am Gut Berndlau im Ortsteil March in Goldegg. Cäcilia hatte sich völlig normal entwickelt, hatte in der Schule gut gelernt und arbeitete in ihrem Zuhause als Magd. Sie wurde am 2. März 1935 von ihrem Bruder Johann in die Landesheilanstalt Salzburg gebracht. Sie war seit einer wahrscheinlichen „Kopfgrippe“ im Jahr 1918 schwere Epileptikerin. Am 18. April 1941 wurde Cäcilia Pfeiffenberger nach Schloss Hartheim transportiert und dort ermordet.