DER KONFLIKT
UM DEN GEDENKSTEIN IN GOLDEGG

 
 

Die Zerschlagung der Goldegger Deserteursgruppe am 2. Juli 1944 durch ein großes Aufgebot von SS und Gestapo war eine der brutalsten Verfolgungshandlungen des NS-Regimes in einem ländlichen Gebiet der damaligen „Ostmark“. 14 Todesopfer waren zu beklagen, zusätzlich wurden über 20 Personen in Konzentrationslager verschleppt. Man bedenke: Goldegg-Weng zählte damals nur 100 Häuser und ca. 500 Einwohner.

Trotzdem gab es die Jahrzehnte seit dem Krieg kein dauerhaftes Erinnerungszeichen in Goldegg, mit Ausnahme eines Marterls für die beiden erschossenen Unterdorfsöhne Simon und Alois Hochleitner.

Im Gedenkjahr 2005 wurde das Thema in der sogenannten „Symphonie der Hoffnung“ verarbeitet. Auf Initiative des damaligen Obmannes des Pongauer Blasmusikverbandes, Hans Mayr wurde ein Werk symphonischer Blasmusik vom Linzer Komponisten Thomas Doss entworfen und mit den Klangkörpern aus Goldegg und Taxenbach einstudiert. Die Uraufführung am Böndlsee zählte über 1.000 Besucherinnen und Besucher. Als Hans Mayr 2008 in Goldegg zum Bürgermeister gewählt wurde, versprach er öffentlich, eine Gedenkstätte zu errichten. Es war aber auch in seiner Periode nichts geschehen.

Frau Brigitte Höfert ist die Tochter von Karl Rupitsch, der am 28. Oktober 1944 im Konzentrationslager Mauthausen hingerichtet wurde, weil er sich weigerte, in der Wehrmacht für Großdeutschland zu kämpfen. 2014 würde sich Tragödie des „Sturm“ zum 70. Mal jähren. Sie ergriff im Frühjahr 2013 die Initiative und wollte einen Gedenkstein für alle Opfer in Goldegg stiften. Der von ihr beauftrage Bildhauer Anton Thuswaldner (Jahrgang 1929) schlug vor, stellvertretend für alle Opfer des „Sturm“ die Namen jener 14 Menschen in eine Steintafel zu meißeln, die durch den Terror ihr Leben verloren hatten. Der Künstler empfahl, den Stein an einem zentralen Ort von Goldegg zu verlegen. Das schlichte Epitaph sollte am 70. Jahrestag der Goldegger Tragödie, also am 2. Juli 2014 in einer Ecke des Hofes von Schloss Goldegg verlegt werden und an die Opfer erinnern. Diesen war ja von den NS-Schergen eine Bestattung in der Heimat verweigert worden. Der Gedanke Thuswaldners war folgender: Dieser zentrale Ort habe hohe symbolische Bedeutung für Goldegg und hätte den Vorzug, dass direkt neben der Gedenkstätte der Kulturverein seinen Sitz habe, der Interessierten Informationsmaterial anbieten könne.

Die Gemeinde ist Eigentümerin von Schloss Goldegg und die Stifterin bat den Bürgermeister Anfang Dezember 2013 um eine Genehmigung für die Verlegung im Schlosshof. Der Gemeinde sollten keine weiteren Kosten daraus erwachsen.

Nun begann ein unwürdiges politisches Spiel. Das Thema wurde von der Tagesordnung einer Gemeindesitzung genommen, weil angeblich kein schriftliches Konzept vorlag. Der Bürgermeister verlangte, dass nicht die Stifterin, sondern der Kulturverein Schloss Goldegg das Projekt einreichen müsse. Gemeinsam mit dem Kulturverein wurde folglich im Februar und März 2014 ein Konzeptpapier erstellt. Dieses enthielt eine ausführliche Begründung für den Standort Schlosshof Goldegg. Am 25. März 2014 überreichten die Stifterin Brigitte Höfert, der Historiker Michael Mooslechner und der Kulturvereinsvorsitzende Cyriak Schwaighofer dieses gemeinsame Papier dem Bürgermeister. Vom Kulturverein wurden öffentliche Diskussionen über das Projekt versprochen. Diese haben nie stattgefunden. Nach Ostern, Anfang Mai 2014 hatte sich der Kulturverein vom Projekt verabschiedet, ohne der Stifterin auch nur ein Wort zu sagen. Die Begründung für den Rückzug des Kulturvereins: Der Gedenkstein sei an diesem Ort nicht durchsetzbar und es müsse vor einer Standortentscheidung erst ein breiter Konsens in der Bevölkerung gefunden werden. Damit schien das Projekt im Jahr 2014 nicht mehr umsetzbar.

Ein Anruf des Obmannes der Salzburger Gebietskrankenkasse, Andreas Huss bot einen Ausweg. Die Kasse hatte in ihrem Leitungsgremium einstimmig beschlossen, die Verlegung des Gedenksteins auf dem Gelände des Regenerationszentrums Goldegg zu gestatten. Am 8. August 2014 wurde der Stein am unteren Ende des Spazierweges auf der Liegenschaft der Gebietskrankenkasse feierlich verlegt und von einem gebürtigen Goldegger Geistlichen, Pfarrer Ägidius Außerhofer eingeweiht.

Ein offizielles Bekenntnis der Gemeinde Goldegg zu ihren Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürgern, die Opfer der NS-Verfolgung geworden sind, steht immer noch aus.

Einige Tage vor der Gedenksteinverlegung, am Sonntag den 3. August 2014 hatte überraschenderweise auch die Pfarre zwei Kupfertafeln an der Friedhofsmauer angebracht.

Sie finden rechts auf dieser Seite den Link zu einer umfänglichen Pressedokumentation über diesen Konflikt und Fotos der Kupfertafeln, die von der Pfarrgemeinde beim Friedhof angebracht wurden.

 

Die Kupfertafeln der Pfarre Goldegg