VON DER ERFORSCHUNG DER GOLDEGGER TRAGÖDIE
BIS ZUR VERLEGUNG DES GEDENKSTEINS

Eine lange Geschichte

 
 

Vor fast 35 Jahren, im Jahr 1980, wanderten die jungen Studenten der Geschichtswissenschaft, Robert Stadler und Michael Mooslechner in Goldegg-Weng tagelang von Hof zu Hof, um Erinnerungen der betroffenen Familien an den „Sturm“ von Goldegg aufzuschreiben. Ihre Recherchen veröffentlichten sie 1986 im Buch „St. Johann 1938 – 1945. Das nationalsozialistische „Markt Pongau“ – Der „2. Juli 1944“ in Goldegg: Widerstand und Verfolgung“.

Vor über 70 Jahren, am 2. Juli 1944 wurden die Bewohner der Häuser und Anwesen in Goldegg-Weng im Salzburger Pongau von Schüssen und Geschrei aus dem Schlaf gerissen. Gestapo, Gendarmerie und SS hatten in der Nacht die Wälder um den beschaulichen Weiler durchkämmt, jeden Heustadel mit Lanzen durchbohrt, die Höfe und Ställe durchsucht und Verdächtige verhaftet. Ziel der Razzia waren junge Männer aus dem Ort, die seit 1943 nicht mehr zur Wehrmacht einrücken wollten. Der Krieg schien ohnehin verloren, an dem sinnlosen Morden wollten sie sich nicht mehr länger beteiligen. Gustl Egger, Bauer vom Irrsteingut, Schorsch Kößner, Bauernsohn vom Trog, Franz Unterkirchner, genannt „Schager-Franz“, Richard Pfeiffenberger Ziehsohn vom Doneibauern und der Scheiberbauer Peter Ottino hatten sich bei Fronturlauben dem Holzarbeiter Karl Rupitsch angeschlossen, der sich seit Herbst 1943 in den Wäldern und auf den Almen um Goldegg-Weng versteckt hielt. Sebastian Bürgler war bereits im August 1943 von der Wehrmacht desertiert.

Dieser 2. Juli des Jahres 1944 hat sich tief in das Gedächtnis der Familien eingegraben. Beim Unterdorf wurden die unbeteiligten Söhne Alois und Simon von der Gestapo meuchlings ermordet. Peter Ottino fiel im Kampf mit der SS, Rupitsch und Egger wurden im Oktober 1944 im KZ Mauthausen erhängt, Georg Kößner noch im März 1945 in Glanegg erschossen. Richard Pfeiffenberger fiel in einer Strafkompanie. Nur Franz Unterkirchner überlebte. Dutzende Sennerinnen, Nachbarn und Bauersleute, die ihre Freunde und Kinder unterstützt hatten, sind in Konzentrationslager verschleppt worden. Wer überlebte kam nach dem Krieg mit schweren körperlichen und seelischen Verwundungen nach Goldegg zurück.

In Goldegg erinnerte nur ein Marterl beim Unterdorfgut an die erschossenen Bauernsöhne der Familie Hochleitner. Mit der „Symphonie der Hoffnung“ hat der Komponist Thomas Doss 2005 den Ereignissen ein musikalisches Denkmal gesetzt. Die Anregung dafür hatte der damalige Bezirksobmann der Pongauer Blasmusik und nachmalige Bürgermeister von Goldegg und spätere Landesrat Hans Mayr gegeben. Es gab aber in Goldegg bis 2014 kein angemessenes Denkmal, das alle Opfer der Tragödie von Goldegg-Weng würdigt.

Die Tochter von Karl Rupitsch, Frau Brigitte Höfert trat im Jahr 2013 auf eigene Initiative an den renommierten Bildhauer Anton Thuswaldner aus Kaprun heran, um ihn um einen Vorschlag für ein Erinnerungszeichen zu bitten. Nach intensiver Auseinandersetzung mit den historischen Tatsachen und einer Begehung der Schauplätze schlug Thuswaldner einen schlichten Gedenkstein mit den Namen der Todesopfer vor. Dieser Stein soll im Hof des Schlosses Goldegg, also dem historisch-symbolischen Zentrum des Ortes, in der Form eines „Epitaph“ in den Boden verlegt werden. Das Schloss gehört der Gemeinde und deshalb war deren Zustimmung für die Verlegung erforderlich.

Auf Anregung des Bürgermeisters erarbeitete der Historiker Michael Mooslechner ein Konzept für den Standort Schloss Goldegg.

Die Gemeinde Goldegg konnte sich aber nicht entschließen, im 70. Jahr der Tragödie diesen Gedenkstein von Anton Thuswaldner und Brigitte Höfert im Schlosshof verlegen zu lassen.

Nach einer konfliktreichen öffentlichen Auseinandersetzung schien das Projekt gestorben. In dieser verfahrenen Situation trat Herr Andreas Huss, Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse, an die Stifterin mit einem Angebot heran. Der Stein könne auf dem Gelände des Regenerationszentrums in Goldegg verlegt werden. Am 8. August 2014 wurde in einer feierlichen Zeremonie die Steinplatte verlegt und vom gebürtigen Goldegger Pfarrer Ägidius Außerhofer gesegnet.

GEDENKSTEINVERLEGUNG
08.08.14

 
 

In seiner Begrüßungsrede betonte der Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse, Andreas Huss, dass der Verwaltungsausschuss der SGKK einstimmig beschlossen hat, das Grundstück für diesen Erinnerungsort zur Verfügung zu stellen. Die Sozialversicherung sei nach 1945 bewusst aufgebaut worden, um durch breite soziale Absicherung dem Entstehen totalitärer Regimes entgegenzuwirken.

Im nebenstehenden Dokument sind die Texte der Reden abgedruckt. Die Begrüßungsworte von Andreas Huss und der Stifterin Brigitte Höfert, die Festrede des Historikers Univ.-Prof. Dr. Walter Manoschek, die Reden von Sabine Höfert, Theresia Oblasser, deren Tochter Elfriede Oblasser und des Theologen Alois Eder. Auch die Reden von Dr. Ernst Löschner und des Komponisten Dr. Friedrich Cerha finden Sie in dieser Zusammenstellung.