Alois
Hochleitner

 

15. Juni 1924 in Goldegg-Weng

†  2. Juli 1944 in Goldegg-Weng

 

Alois Hochleitner wurde am 30. März 1923 auf dem Unterdorfhof in Goldegg-Weng, Boden 9, geboren. Er war der Sohn von Johann und Anna Hochleitner, geborene Hotter.

Alois Hochleitner war Soldat der Wehrmacht und hatte ab Mai 1944 Arbeitsurlaub auf dem elterlichen Hof. Alois war legal zu Hause, seine uk-Stellung hätte erst im Oktober 1944 geendet („uk“ ist die Abkürzung für "unabkömmlich").

Etwa zwei Wochen vor dem 2. Juli 1944 war Alois mit seinem älteren Bruder Simon Hochleitner auf der Oberwengeralm. Dort trafen sie auf drei Männer, die sich als Deserteure und Anhänger des jugoslawischen Partisanen Tito ausgaben. Sie wollten den Unterdorfhof besuchen, wo Alois und Simon mit ihrer Familie lebten. Tatsächlich kamen nach einigen Tagen zwei der Männer mit ihren angeblichen Frauen zum Unterdorfhof und wollten einige Tage dortbleiben. Da im Haus aber kein Quartier angeboten werden konnte, brachte sie die Mutter von Alois, Anna Hochleitner, beim benachbarten Oberdorfhof unter.

Während dieses Besuchs versuchten die beiden Männer, Alois und Simon Hochleitner zu überreden, sich den Tito-Partisanen anzuschließen und versprachen, ihnen falsche Urlaubsscheine zu besorgen. Simon verlockte dieser Vorschlag eher als seinen Bruder Alois. Es wurde ein Zeitpunkt vereinbart, an dem Simon die beiden Männer wenige Tage später in Schwarzach treffen sollte.

Am folgenden Tag waren die Männer verschwunden, was der Familie Hochleitner verdächtig erschien. Alois Hochleitner meldete den Vorfall bei der Gendarmerie in Goldegg. Die Gendarmerie beachtete die Anzeige nicht weiter.
Simon Hochleitner ging nicht zu dem vereinbarten Treffen in Schwarzach. Daraufhin kam ein unbekannter Ausländer mit einem Brief zum Unterdorfhof, in dem Simon aufgefordert wurde, sich zu entscheiden, seine Papiere stünden bereit, man fahre nach Villach, die Befreiung sei nahe. Simon blieb auf dem Unterdorfhof.

In den Morgenstunden des 2. Juli 1944 erschienen die beiden Männer, die sich als Urlauber und dann als Deserteure ausgegeben hatten, in SS-Uniform wieder auf dem Unterdorfhof. Es waren die berüchtigten Gestapobeamten Georg König und Josef Erdmann. Georg König sprach Alois Hochleitner sogleich an: „Lois, kennst mich noch, du Hund?“

Georg König und Josef Erdmann misshandelten Alois und Simon Hochleitner schwer, um sie dazu zu bringen, den Aufenthaltsort von Karl Rupitsch preiszugeben. Karl Rupitsch war der Freund ihrer Schwester Elisabeth Hochleitner.
SS-Männer in Begleitung der beiden Gestapobeamten führten Alois und Simon Hochleitner dann weg. Auf dem schmalen Weg zum Böndlsee, in unmittelbarerer Nähe des Unterdorfhofes, wurden Alois und Simon Hochleitner erschossen. Ob Georg König und Josef Erdmann diese Morde selbst begingen oder sie nur angeordnet hatten, konnte nie geklärt werden.

Elisabeth Hochleitner wurde beim Abtransport zum Gendarmerieposten Lend zu den Leichen ihrer Brüder Alois und Simon Hochleitner geführt und sah, dass beide an der linken Brustseite beim Herzen eine Schusswunde hatten.
Die Leichen von Alois und Simon Hochleitner wurden mit einem Heuwagen nach Lend gebracht, nach Salzburg überführt, dort verbrannt und anonym auf dem „Friedhof der Vergessenen“ (Teil des Salzburger Kommunalfriedhofs) bestattet.

An der Stelle, wo Alois und Simon Hochleitner ermordet worden waren, ließ deren Mutter Anna Hochleitner nach dem Krieg ein Holzmarterl errichten mit der Inschrift „Unvergessen meine Söhne Simon und Alois, die hier meuchlings ermordet wurden“. Als dieses Holzmarterl wegen einer Wegerneuerung entfernt werden musste, wurde an die gleiche Stelle ein Gedenkstein gesetzt, aus

dessen Inschrift die Todesursache von Alois und Simon Hochleitner nicht mehr hervorging. Im Jahr 2012 ergriff Peter Hochleitner, Bruder von Alois und Simon, die Initiative und ließ in den Gedenkstein die frühere, von seiner Mutter Anna Hochleitner verfasste Inschrift eingravieren.

In der Ortschronik von Goldegg, die 2008 erschienen ist, werden die Morde an Alois und Simon Hochleitner im NS-Jargon als „auf der Flucht erschossen“ verharmlost.


Gestapo-Bericht über die Erschießung von Simon und Alois Hochleitner, 4. Juli 1944


Quellen: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Salzburger Landesarchiv, Archiv der Erzdiözese Salzburg, Niederschrift mit Anna Hochleitner am 2. März 1947. Der 2014 uraufgeführte Dokumentarfilm „In der Kurve“ von Gabriele Hochleitner handelt von den Ereignissen des 2. Juli 1944 und erzählt auch die Geschichte der Neuerrichtung des Gedenksteins für Simon und Alois Hochleitner.