STOLPERSTEINE
für Anton Mayer und Margarethe Oblasser

Stolpersteinverlegung
am Samstag, 31.Mai 2025 beim “Gassnerhaus” in St.Johann i.Pg.

Am 31.05.2025 wurden in St.Johann im Pongau drei weitere Stolpersteine verlegt, zwei davon mit unmittelbaren Bezug zu den Goldegger Widerständigen:
für Anton Mayer und Margarethe Oblasser.

Elfi Oblasser würdigte in Ihrer berührenden Rede das Leben von Margarethe Oblasser, erzählte von Ihrer Unterstützung für Karl Rupitsch, Ihrer Verhaftung und Deportation nach Ravensbrück und Ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslagers 1945.
Davon, dass Ihre Tante nach Ihrer Rückkehr es Ihr Leben lang vermied, die Hans Kappacher Straße zu betreten, benannt nach jenem Bürgermeister, der im Zuge der Verhaftung der St.Johanner Gruppe meinte, dass „Gefühlsduselei mit diesen Elementen“ nicht angebracht sei. Dass Margarethe Oblasser am 02.Juli jedes Jahres, das Marterl der Familie Hochleitner für die „Unterdorfsöhne“ Alois und Simon Hochleitner am Böndlsee in Goldegg besuchte.
Darüber hinaus verband Elfi Oblasser den Lebenslauf Ihrer Großtante mit unseren eigenen Handlungsmöglichkeiten heute: „Eingemahnt wird, dass wir auch im Jetzt aufgerufen sind, gegen Antisemitismus, Rassismus, Krieg und autoritäre Ideologien aufzustehen“.

Danach wies Richard Reicher auf die jahrzehntelange Arbeit von Annemarie Zierlinger hin, deren unermüdlichen Engagement es zu verdanken ist, dass in St.Johann  den Opfern des Nationalsozialismus würdige Zeichen des Gedenken gesetzt/verlegt wurden und werden.

Im Anschluss erinnerte Richard Reicher an das Leben von Anton Mayer, der am 11.Juli 1944 ohne Angabe von Gründen verhaftet wurde, von einem Konzentrationslager zum anderen verschleppt wurde und Zwangsarbeit ua beim Kraftwerksbau am Weißsee in Uttendorf/Pzg. verrichten musste. Schwer gezeichnet und weitgehend arbeitsunfähig kehrte er 1945 nach St.Johann zurück. Anton Mayer verstarb am 21.Mai 1977 in St.Johann, in seinen letzten Tagen seelsorglich begleitet von Gidi Außerhofer.

Die Schwiegertochter von Anton Mayer, Jill Mayer war mit Ihren Töchtern Nathalie und Melanie zu diesem Anlass aus Ihrer Heimat, den Jersey-Inseln, angereist. Die Gedanken von Nathalie Mayer zu Ihrem Großvater wurden gemeinsam mit Elfi Oblasser vorgetragen.

Von Kathrin Spindelböck wurde schließlich ein Brief Ihres Vaters Johann Oblasser an seine Frau und an seine Familie aus dem KZ Buchenwald verlesen. Eine Nachricht die in beklemmender Weise erahnen lässt, unter welchen Druck die Kommunikation mit und zwischen den Familienangehörigen stattfand.

Musikalisch umrahmt wurde die Enthüllung der Stolpersteine vom Chor Vox Cantabilis unter der Leitung von Andreas Gassner mit wunderbaren, dem Anlass entsprechenden Liedern.

Im Anschluß an die Reden und die Musik wurden die Stolpersteine von den Angehörigen enthüllt.

Die Biografien von Anton Mayer und Margarethe Oblasser finden sich auf unserer Webseite.

Hinweis:
Im Rahmen der „Orte des Gedenkens“ (https://www.ortedesgedenkens.at/orte/#Ort3) in St.Johann gestaltete Tatjana Lecomte das begleitende Kunstprojekt mit 12 Karten, die jeweils monatlich den Pongauer Nachrichten beigelegt wurden. Sie beinhalten auch die Erinnerungen an Anton Mayer und Margarethe Oblasser und sind auf https://tatianalecomte.com/was-geht-zuhause-vor/  bzw. https://www.kunstambau.at/projekte/was-geht-zuhause-vor/ dokumentiert.

Rede von Elfi Oblasser zu Margarethe Oblasser

Gedanken von Nathalie Mayer zu Anton Mayer



BILDERGALERIE

STOLPERSTEINE
in Goldegg

Eine kurze Chronologie

Basierend auf einer Initiative von Judith Forthuber, wurde im "Verein der Freunde des Deserteursdenkmal in Goldegg" im Frühjahr 2023 eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung des Projektes „Stolpersteinweg in Goldegg“ gegründet.

Der Vorstand des Vereins hat dieses Anliegen in die Gespräche mit dem Goldegger Bürgermeister Hannes Rainer eingebracht und das Projekt in einem gemeinsamen Treffen beim Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer vorgestellt. Beide haben bei diesem Gespräch ihre Zustimmung signalisiert.

Ein von der Arbeitsgruppe im Oktober organisiertes Gespräch mit dem Bürgermeister verlief überaus konstruktiv und führte letztlich zur einstimmigen Beschlussfassung im Goldegger Gemeinderat.

Als Ort für die Verlegung der Stolpersteine wurde der Eingang zum Schloß Goldegg vereinbart: Ein Platz wie er würdiger nicht sein könnte.

STOLPERSTEIN für
Zäzilia Pfeiffenberger

Stolpersteinverlegung mit den Paten
am Freitag, 25.Oktober 2024 um 14.00 Uhr
Schloss Goldegg - äußerer Torbogen


Programm:

Eröffnung und Begrüssungsworte:
Bürgermeister Hannes Rainer
Referat:
„Euthanasie“ und die Stellung der damaligen Tötungsanstalt Hartheim
Referentin: Lisa Maria Hofer, MEd. - Schloss Hartheim
Rezitation der Biographie Zäzilia Pfeiffenberger:
Dr. Bernhard Klettner
Verlegung Stolperstein:
Familie Richard Pfeiffenberger jun.
Musikalische Begleitung:
Heidi Cortez-Reicher - Harfe, Karl Müller - Klarinette, Georg Winkler - Klarinette

BILDERGALERIE

STOLPERSTEINE
in Goldegg

Stolpersteinverlegung mit den Patinnen und Paten
am Montag, 08.Juli 2024 um 09.00 Uhr
Schloss Goldegg - äußerer Torbogen

Programm:

Eröffnung und Begrüssungsworte:
Bürgermeister Hannes Rainer
Verlegung Stolperstein und Rezitation der Biographie Margarete Bammer:
Patin: Lilli Brüggler / Rezitation: Rita Bammer
Verlegung Stolperstein und Rezitation der Biographie Maria Etzer:
Pate: Ernst Löschner / Rezitation: Hanna Menne 
Verlegung Stolperstein und Rezitation der Biographie Maria Hölzl:
Pate / Rezitation: Sepp Schellhorn
Verlegung Stolperstein und Rezitation der Biographie Theresia Kössner:
Patinnen: Christine Lord und Sophie Obermoser / Rezitation: Christine Lord
Musikalische Begleitung:
Pfeifndurla (Gabi Baumann, Thomas Schiestl, Gertrud Pracher ) und Karl Müller

BILDERGALERIE

 Fotos: Manfred Gartner

MEDIENBERICHTE

Stolpersteine kommen ins Schloss Goldegg - SN vom 24.11.2023

“Spurwechsel in der Erinnerungskultur” - Leserbrief - PN vom 30.11.2023

Neue Wege in der Erinnerungskultur im Pongauer Goldegg - Standard vom 18.12.2023

NS-Terror in Goldegg - Stolpersteine verlegt - ORF Salzburg vom 08.07.2024

Stolpersteine für vier mutige Frauen in Goldegg - SN vom 09.07.2024

Der Wandel der Erinnerungskultur in Goldegg - PN vom 11.07.2024

Fünfter Stolperstein unter dem Torbogen - PN vom 31.17.2024

KURZBIOGRAFIEN

Bammer Margarethe, geb. Mair 
(7. August 1922 – 25. Februar 2016)

Margarethe Bammer wurde am 7. August 1922 in Goldegg geboren. Sie hatte den fahnenflüchtigen Franz Unterkirchner öfters verpflegt und wurde deshalb am 27. Juli 1944 von SS-Leuten verhaftet und zum Gendarmerieposten Lend eskortiert. Dort wurde sie vom Gestapo-Beamten König verhört und misshandelt. Sie musste 3 Tage im Gemeindearrest Lend verbleiben und wurde dann in das Polizeigefängnis nach Salzburg überstellt. Von dort wurde Margarethe Bammer am 27. August 1944 gemeinsam mit den anderen Goldegger Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht.
In Ravensbrück wurde sie am 28. April 1945 befreit und kehrte am 14. Juni 1945 in ihre Heimat Goldegg-Weng zurück. 


Maria Etzer, geb. Höller 
(28. Juli 1890 – 21. Oktober 1960)

Maria Etzer wurde als uneheliche Tochter der Dienstmagd Regina Höller in Taxenbach geboren. Sie heiratete 1911 den Bauernsohn Johann Evangelist Etzer aus St. Georgen i. Pzg. Zusammen erwarben sie das Lehengut am Buchberg. Maria Etzer hat neun Kinder geboren, vier Töchter blieben am Leben, ein Sohn ist 1941 in Russland gefallen. Aufgrund ihres katholischen Glaubens war sie – im Gegensatz zu ihren Kindern – immer und vehement gegen das Hitler-Regime. 1925 Witwe geworden, bewirtschaftete Maria Etzer das Lehengut fortan allein. Auf Grund einer Denunziation wurde die Unbescholtene am 24. März 1943 vom Landgericht (Sondergericht) Salzburg wegen des Verbrechens der Wehrkraftzersetzung (Verbotener Umgang mit Kriegsgefangenen) zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie kam daraufhin ins Frauenzuchthaus Aichach und in dessen Außenkommando Ingolstadt, wo sie körperlich und seelisch schwere Schikanen erlitt. Am 12. April 1945 wurde sie bedingt entlassen und kehrte nicht mehr auf ihren Bauernhof in Goldegg zurück.

Maria Etzer wurde vom Landesgericht für Strafsachen Wien vollständig rehabilitiert: Ihr „Dissens mit der NS-Ideologie war den Machthabern ein Dorn im Auge und wurde schon als Form des Widerstands angesehen.“ (Beschluss 18. September 2018) 


Maria Hölzl, verh. Andexer 
(16. Februar 1921 – 7. August 1998)

Maria Hölzl wurde am 16. Februar 1921 in Goldegg geboren. Sie arbeitete als Dienstmagd beim Gut Mitterbichl in Goldegg-Weng und war Sennerin auf diversen Almen. Am 29. April 1941 gebar sie Tochter Brigitte, der Vater war Karl Rupitsch. Nachdem sich Rupitsch im Dezember 1943 in die Wälder und Almen um Goldegg zurückgezogen hatte, versorgte ihn Maria Hölzl mit Essen und Zigaretten. Sie stand mit den Deserteuren in Verbindung und warnte diese, wenn Verfolgung drohte. Maria Hölzl wurde am 2. Juli 1944 verhaftet und mit den anderen Goldeggerinnen und Goldeggern mit einem Autobus in das Polizeigefängnis Salzburg gebracht. Am 27. August 1944 wurde sie mit ihren Leidensgenossinnen über Leipzig in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Da sie mit ihrer zweiten Tochter Gertrude schwanger war, durfte Maria Hölzl gemeinsam mit der ebenfalls schwangeren Theresia Kössner am 4. Oktober 1944 das KZ verlassen und nach Goldegg zurückkehren. 



Zäzilia Pfeiffenberger  
(27. April 1900 – April 1941)

Zäzilia Pfeiffenberger wurde am 27. April 1900 in March Nr. 13 als eheliche Tochter des Sebastian und der Maria Pfeiffenberger, geb. Scheiblbrandner, geboren. Zäzilia lebte bis zu ihrer Überstellung in die Landesheilanstalt Salzburg am Gut Berndlau im Ortsteil March in Goldegg. Sie hatte sich völlig normal entwickelt, hatte in der Schule gut gelernt und arbeitete in ihrem Zuhause als Magd. Seit einer wahrscheinlichen „Kopfgrippe“ im Jahr 1918 litt sie an einer schweren Epilepsie. Ihr Bruder Johann brachte sie am 2. März 1935 in die Landesheilanstalt Salzburg.
Am 18. April 1941 wurde Zäzilia Pfeiffenberger von der Heilanstalt Salzburg in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim westlich von Linz transportiert und dort ermordet. Es gibt kein verbürgtes Sterbedatum für Frau Pfeiffenberger. Die Todestage, die von der Tötungsanstalt Schloss Hartheim an die örtlichen Standesämter gemeldet wurden, sind erfunden. Meist wurden die Patientinnen und Patienten unmittelbar nach ihrer Ankunft mit Gas ermordet.
In dieser größten Tötungsanstalt der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktion T4 in Österreich sind bis August 1941 mehr als 18.000 Psychiatriepatienten und -patientinnen sowie behinderte Menschen umgebracht worden. Nach dem Abbruch des T4-Programms wurden bis 1944 weitere 12.000 arbeitsunfähige KZ-Häftlinge nach Schloss Hartheim verschleppt und dort ermordet.

Theresia Kössner, geb. Eder, nachmalig verheiratete Hochleitner 
(18. November 1921 – 16. Juni 1977)

Theresia Eder wurde am 18. November 1921 in Eschenau, Taxenbach geboren. Am 29. November 1941 heiratete sie Georg Kössner, Bauer zu Trog in Goldegg-Weng. Theresia Kössner wurde während des „Sturms“ am 2. Juli 1944 verhaftet und in das Polizeigefangenenhaus nach Salzburg gebracht. Sie hatte ihren Mann während seiner Fahnenflucht ständig unterstützt. Vom 27. August 1944 an wurde die Trog Bäuerin im Konzentrationslager Ravensbrück interniert. Sie war allerdings schwanger und wurde deshalb am 4. Oktober 1944 wieder in das Polizeigefängnis Salzburg überstellt. Von dort wurde sie zum Zweck der Geburt ihres vierten Kindes am 24. Oktober 1944 nach Hause entlassen. Einen Tag nach der Geburt ihres Sohnes Christian wurde Ehemann Georg „Schorsch“ Kössner am 8. März 1945 in Glanegg bei Salzburg erschossen. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete die Witwe Theresia Kössner ein zweites Mal. Die Hochzeit mit Johann Hochleitner, Sohn vom Unterdorfgut, wurde am 30. Juni 1949 gefeiert. Am 16. Juni 1977 starb Theresia Hochleitner, die in ihren zwei Ehen sechzehn Kinder geboren hat.