Ernst
Klug

 

9. Jänner 1912 in Bad Gams

†  28. März 1994 in Stocking bei Wildon

 

Ernst Klug wurde am 9. Jänner 1912 in der steirischen Gemeinde Bad Gams, Müllegg 22 geboren. Er war der Sohn von Franz und Franziska Klug, geborene Zaiko.

Ernst absolvierte eine Elektrikerlehre und kam Anfang der 1930er Jahre nach Lend, wo er im Aluminiumwerk als Maschinenwärter Arbeit fand. Die Salzburger Chronik berichtete am 21. Jänner 1932, dass der 20-jährige Ernst Klug in Lend wegen angeblicher Wilderei verhaftet wurde.

11 Jahre später, im Juni 1943 sollte Ernst Klug wiederum wegen Wilderei verhaftet werden. Es gelang ihm jedoch die Flucht. Eine seiner ersten Unterstützerinnen war Judith Gruber aus Lend, die ihn in einem Holzschuppen neben ihrem Haus versteckte. Die folgenden zwei Jahre verbrachte er „im Verborgenen“, immer wieder gesucht von örtlicher Gendarmerie, der Landwehr und der Salzburger Gestapo. Ernst Klug war ein Einzelgänger, ohne Unterstützung hätte er allerdings nicht überleben können. Ende Oktober 1943 wurden auf zwei Wenger Bauernhöfen Einbrüche verübt. Dabei sollen Brot, Butter, Mehl und Getreide gestohlen worden sein. Der Goldegger Postenkommandant Anton Peyerl, er ist zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP, kennt auch gleich die Namen der Täter: Ernst Klug, Karl Rupitsch und der seit August 1943 fahnenflüchtige Sebastian Bürgler, Bauernsohn vom Hölzlgut in Weng. „Zu diesen gesellte sich im Februar 44 noch der fahnenflüchtige Franz Unterkirchner“, so Peyerl in der Goldegger Gendarmerie Chronik. Dass die drei die Einbrüche gemeinsam verübt haben ist höchst unwahrscheinlich.

Ernst Klug, so der heutige Wissensstand, hat sich während der zwei Jahre, die er im Verborgenen gelebt hat, die meiste Zeit über am Buchberg versteckt gehalten. Dieser Höhenzug oberhalb der Salzach erstreckt sich, beginnend von Lend über etwa 10 Kilometer Richtung Schwarzach. In dem steilen, bewaldeten Gelände bieten zahlreiche Erdspalten gut getarnte Verstecke. Mit dem Datum 19. April 1944 findet sich in der Goldegger Gendarmerie Chronik ein weiterer Eintrag. Es heißt dazu: „Die Landwachtmänner Alois Oberbichler, Rupert Oberdorfer und Johann Brandtner machten in einem Heustadl am Buchberg den flüchtigen Ernst Klug ausfindig. Als alle 3 Männer zu ihm in den Heustadl eingedrungen waren und die Aufforderung zum Mitgehen an Klug richteten, ergriff dieser die Flucht. Klug hatte 5 Stücke von jenem Fleisch bei sich, welches dem Rohrmoosbauern Mulitzer gestohlen wurde. Auch eine scharfe Pistole und ein Flobertgewehr hatte er bei sich. Das Flobertgewehr haben die Männer ihm wohl abgenommen, die Pistole aber nicht. Als die Männer einstiegen hatte Klug geschlafen.“

Beim „Sturm am 2. Juli 1944“ konnten von sieben gesuchten Männern lediglich zwei „aufgegriffen“ werden. Peter Ottino wurde im Gefecht mit SS-Männern erschossen, Karl Rupitsch beim Unterdorfgut verhaftet. Ernst Klug gehörte zu den fünf Männern, die nicht ausgeforscht werden konnten. Die Suche nach ihm ging auch nach dem 2. Juli weiter, wie aus der Einvernahme des Lafferbauern Johann Prantner aus Goldegg-Buchberg hervorgeht. Prantner, der den Sommer über seine Alm in Rauris bewirtschaftete, wurde vorgeworfen „dem Kommunisten Ernst Klug“ Unterstützung gewährt zu haben. Auch Prantner selbst wurde vorgeworfen ein Kommunist zu sein. Nach seiner Verhaftung wurde er von den Gestapobeamten König und Erdmann, dem Lender Gendarmen Lenz und dem Revierförster Reisinger schwerst mißhandelt, es wurde ihm zudem seine Ermordung angedroht. Prantner wurde schließlich am 18. August in das KZ Flossenbürg deportiert.

Ernst Klug gelang es bis zum Kriegsende unentdeckt zu bleiben. Nach der Befreiung arbeitete er wiederum im Aluminiumwerk in Lend. 1949 heiratete er die aus Rauris stammende Ottilie Grabmayer. Die beiden hatten zwei Kinder und erwarben ein kleines Bauernlehen am Buchberg, dass Mitte der 70er wieder verkauft wurde.

Ernst Klug stellte erst im März 1972, nach seiner Pensionierung, beim Amt der Salzburger Landesregierung einen Antrag auf Opferfürsorge. Darin gab er an, dass er der kommunistischen Widerstandsgruppe um Josef Scherleitner angehörte. Als seine Unterstützerinnen nannte er Judith Gruber, Johann Prantner und Alois Steiner. Klugs Antrag wurde wegen seiner Vorstrafen abgelehnt. Der Paragraf, nach dem ein Opfer des Nationalsozialismus keine Vorstrafen haben durfte, um anerkannt zu werden, wurde erst 2024 abgeschafft.

Ernst Klug starb am 28. März 1994 in Stocking bei Wildon.

*„Im Verborgenen lebt, wer alle auf sein Dasein oder seinen Verbleib hinweisenden Spuren verwischt und sich insbesondere den für ihn geltenden behördlichen Überwachungsmaßnahmen planmäßig entzieht. Die wahre Persönlichkeit des Verfolgten muss hierbei vor der allgemeinen Umwelt, insbesondere vor Behörden, verborgen werden. Ein gelegentliches Verstecken bei Gefahr wird nicht als ‚Leben im Verborgenen‘ zu qualifizieren sein, wohl aber ein Leben unter falschem Namen in fremder Umwelt.“ OF-Gesetz § 1 Abs (2), lit g, Abs (4)


Zeugenaussage Johann Prantner vom
01. März 1947


Quellen: Archiv der Diözese Graz-Sekau, Gendarmerie-Chronik Goldegg, Salzburger Landesarchiv, Salzburger Volksblatt 4.3.1932 S9, persönliche Mitteilung von Josef Gruber.