JOHANN OBLASSER
* 26. Dezember 1902 in Taxenbach
† 5. Dezember 1971 in Taxenbach Johann Oblasser wurde am 26. Dezember 1902 in Taxenbach als Sohn des Vorderbrandstättbauern Stefan Oblasser und der Katharina, geb. Etzer geboren. Seine Schwester Margarethe war während des Krieges in St. Johann beim Zementwarenerzeuger Kaspar Wind beschäftigt. Im November 1943 wurde der inhaftierte Karl Rupitsch aus Goldegg von Wind und seinen Freunden aus dem Gefängnis St. Johann befreit. Einige Tage nach der Befreiung brachte der Frächter Alois Buder Rupitsch mit einem Bittschreiben an Johann Oblasser nach Taxenbach. Dieser möge doch Karl Rupitsch eine Weile Unterschlupf gewähren. Die Goldegger Deserteure hatten sich auch in den folgenden Monaten immer wieder auf den Vorderbrandstätthof in Taxenbach zurückgezogen, wenn sie sich rund um Goldegg einem verstärkten Fahndungsdruck ausgesetzt sahen. Johann Oblasser war am 8. Juli 1944 von der Gestapo Salzburg wegen Unterstützung der Widerstandsgruppe Goldegg-Weng (Gewährung von Unterkunft und materieller Unterstützung) verhaftet worden. Die Unterstützung führte Oblasser im Auftrag von Kaspar Wind, Zementwarenerzeuger in St. Johann im Pongau durch. Wind war nach späteren Erinnerungen Oblassers Mitglied der kommunistischen Partei und Organisator einer Widerstandsgruppe gewesen. Oblasser selbst hatte dieser Gruppe nicht angehört. Er wurde nach Salzburg in die Polizeikaserne eingeliefert und war dort bis 11. August 1944 in Haft. An diesem Tag wurde er mit seinem Schwager Anton Mayer in das KZ Dachau verbracht und von dort am 24. August 1944 in das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass eingeliefert, wo er bis 14. September 1944 verblieb. Natzweiler-Struthof wurde von den Nationalsozialisten geräumt, bevor das Lager von der amerikanischen Armee entdeckt wurde. Die Insassen wurden in das KZ Dachau überstellt, so auch Johann Oblasser. Er war bis 12. Dezember 1944 in Dachau und ist anschließend in das KZ Buchenwald bei Weimar verlegt worden, wo er bis zum 12. April 1945 interniert war. In diesen Tagen wurde Buchenwald wegen der herannahenden US-Armee teilweise geräumt. Johann Oblasser ging auf Transport in das KZ Flossenbürg an der tschechischen Grenze. Nach acht Tagen Aufenthalt in Flossenbürg sollte Oblasser mit seinen Kameraden abermals, diesmal nach München überstellt werden. Auf diesem Fußmarsch konnte er in der Nähe von Ascha bei Straubing durch einen Wald fliehen. Oblasser hatte ein verletztes Knie, konnte sich aber bis zum Bauernhof der Familie Simel durchschlagen. Dort wurde er für sechs Wochen aufgenommen und versorgt. Anschließend schlug sich Johann Oblasser zu Fuß und Autostop bis nach Freilassing durch, von wo er sich mit Essensgutscheinen und einem Grenzschein in Richtung Heimat aufmachte. Im Juni 1945 erreichte er den heimatlichen Bauernhof in Taxenbach. In den Nachkriegsjahren wurde die Freundschaft zwischen der Familie Oblasser in Taxenbach und der Bauernfamilie Simel aus Ascha in Niederbayern weiter gepflegt. Es kam zu wechselseitigen Besuchen. Johann Oblasser riss sich nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald die Häftlingsnummer aus der Bekleidung und nahm diese zur Erinnerung mit nach Hause. Oblasser war von Karl Rupitsch versprochen worden, dass er sich im Notfall einer Verhaftung durch Selbstmord entziehen würde, um die Unterstützer zu schützen. Johann Oblasser war sehr enttäuscht, als ihn der von Folter schwer gezeichnete Rupitsch im Polizeigefängnis Salzburg als Helfer identifizierte. Johann Oblasser verdankt sein Überleben in Dachau auch der tätigen Unterstützung durch Pfarrer Andreas Rieser. Quellen: DÖW, SLA, Recherchen von Kathrin Spindelböck, Tochter des Johann Oblasser, Unterlagen von Elfriede und Theresia Oblasser |